Sandra Euringer
Coaching & Training - Kreativtherapie - Yoga Nidra - Self Care - hub2hub

2023-01-14

Loslassen - Einlassen - Miteinander-Sein… und Dankbarkeit!

31.12.22-12.1.23
Bei Yoga Vidya in Bad Meinberg herrschte Hochbetrieb als Ullrich und ich aus entgegengesetzten Richtungen am Silvesternachmittag fast gleichzeitig eintrafen.

Wir beschlossen am Abend an der Puja und dem Homa Feuerritual teilzunehmen und das alte Jahr durch bewusstes Loslassen zu verabschieden und mit unseren Intentionen das neue Jahr achtsam und mit Freude willkommen zu heißen.
Für mich war es nach so langer Zeit sehr schön, wieder in einer großen Gemeinschaft zu meditieren, zu feiern, zu singen und Yoga zu praktizieren.

Für Ullrich war das alles sehr neu; die Rituale, die Mantren, das lange Sitzen … und dann landete er statt wie geplant in einem Anfängerkurs auch noch in einem Mittelstufen Yoga-Kurs und kam dabei auch gut ins Schwitzen. Aber er war offen für alles und lies sich ganz auf die unterschiedlichen Angebote ein.
Kurz vor unserer Weiterfahrt Richtung Norden nahmen wir an Neujahr abschließend an einer gemeinsamen Meditation teil. Ich empfand es wie ein Innehalten, ein in die Stille gehen und bewusstes Hineinspüren in das, was vor mir lag. Gegen Ende der Meditation lies Swami Nirgurananda das Bild eines noch leeren Buches entstehen, ein Buch, das jede/r in diesem Jahr mit seinem eigenen Bewusst-Sein gestalten würde und ich nahm dieses Bild voller Dankbarkeit mit auf den Weg.

In Eckernförde machten wir Zwischenstopp, spielten I Ging und zogen Impulskarten für unsere weitere Reise in den hohen Norden. Für Ullrich zeigten sich „Wahrheit“, „Authentizität“ und „Lernen“, für mich „Klarheit“ und „Präsenz. Gerade letztere sollte mich bei der zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorstellbaren Kälte bald sehr fordern.

Wir starteten bei guten Wetter und bekamen in Dänemark bei unserem ersten 5 Minuten Kaffee-Stopp gleich ein Knöllchen über 111 Euro, das uns dann auch schnell in erhöhte Achtsamkeit versetzte. Kurz darauf überquerten wir die Dänemark und Schweden verbindende knapp 8 km lange Öresundbrücke. Je nördlicher wir kamen, desto mehr nahm auch das Tageslicht ab. Eine Fahrt von 6-7 Stunden dauerte gefühlt bereits 12 Stunden, v.a. weil wir am Ende des Tages regelmäßig in völliger Dunkelheit ankamen.

Und dann setzte der Schnee ein. Leichter Schnee war bisher kein Problem gewesen aber die dicken Schneeflocken in völliger Dunkelheit hinderten uns am schnellen Vorankommen. Es waren außer uns auch meist nicht viele andere Autos auf den Straßen unterwegs. Auch die Renntiere, denen wir begegneten, schienen von uns nicht sonderlich beeindruckt und trabten hintereinander auf der Fahrbahn entlang.
Am letzten Fahrtag vor Kiruna klärte sich dann endlich der Himmel und die Sonne schien. Wir fuhren durch eine schneebedeckte Märchenlandschaft von unendlicher Weite, zugefrorenen Seen und Flüssen. Vor uns erstrahlte der helle Vollmond eigetaucht in Pastellabstufungen von Rosa und Blau, hinter uns breitete sich am Himmel um 14 Uhr bereits die Abendstimmung in warmen Orangetönen aus. Es war wunderschön und surreal zugleich. Noch nie hatte ich vorher ein ähnliches Lichtspiel gesehen.

Die Auseinandersetzung mit Tod und Sterben war für uns beide ein sehr zentrales Thema und wir nutzten die Autofahrten für Perspektivenwechsel und vor allem für den Austausch von unseren sehr unterschiedlichen Erfahrungen in den letzten Jahren. Vielleicht hatte ich in der Schule im Religionsunterricht gelernt, dass die ursprünglichen Bedeutungen der Aspekte von Adam „Erde“ und die von Eva „Leben“ waren und dass nur durch ein Zusammenspiel von beiden unsere menschliche Erfahrung möglich war – vielleicht war dieser Aspekt in meinem damaligen Religionsunterricht aber auch nicht erwähnt worden. Für mich war diese Perspektive neu. Im Yogasutra geht es vergleichsweise darum, das Zusammenspiel von Purusha (Selbst und Bewusstsein) und Prakriti (Natur und Welt) zu erfahren und dabei zu erkennen, dass wir gleichzeitig beides sind. Was zunächst sehr unterschiedlich klang, besaß viele Parallelen, nur kamen sie aus unterschiedlichen Richtungen, die bisher viel zu selten in Verbindung gesetzt worden waren.

Vor allem die Umgebung fühlte sich zwischendurch für mich sehr unwirklich an: vor 2 Wochen war ich noch in Südspanien gewesen und jetzt in dieser Schneelandschaft, meistens umgeben von Dunkelheit und nie geahnter Kälte von bis zu -28 Grad. Vor allem mit dieser Erfahrung von Kälte hatte ich nicht gerechnet. Ich spürte, wie sie in mir Unruhe erzeugte, wie der Wechsel zwischen überheizten Hotelzimmern, Auto und Aufenthalt im Freien mich an eine Grenze brachte, die ich davor so noch nie erfahren hatte.

Als wir schließlich in Kiruna ankamen, war die Polarlichterprognose sehr gut. Wir zogen mehrere Polarlichter Apps zu Rate und beschlossen in der Nacht aus der Stadt heraus zu fahren, um unsere Chancen auf Polarlichter weiter zu verbessern.
Dick eingepackt in mehrere Kleiderlagen und ausgestattet mit Tee und Schokolade machten wir uns auf den Weg. Schon beim ersten Stopp wäre ich am liebsten im Auto geblieben. Die beißende Kälte außerhalb des Autos war für mich nur kurz erträglich. Ullrich hingegen schien die Kälte deutlich weniger auszumachen – vielleicht hätte auch ich mir Funktionswäsche bis – 40 Grad kaufen sollen, aber vielleicht waren die extremen Minustemperaturen einfach zu viel für mich.

Immerhin gingen wir knapp 3 Stunden auf Polarlichterjagd bis wir mitten in der Nacht wieder im Hotel eintrafen – ohne auch nur den Hauch eines Polarlichtes gesehen zu haben. Die Apps hatten auch im weiteren Verlauf eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit für Polarlichter gezeigt – allerdings nur noch in einem Umkreis von 200-300 km, eine auf den nächtlichen verschneiten Straßen einfach zu weite Entfernung, v.a. bei den variierenden Wahrscheinlichkeiten der Apps. Und alles was in dem Moment der Ankunft im Hotel für mich zählte, war wieder im Schutz des wärmenden Hotels angekommen zu sein. Vielleicht sollte ich hier etwas über die Vergänglichkeit von Wünschen lernen – auf jeden Fall rückten die Polarlichter immer weiter nach hinten!

In den nächsten Tagen verstärkte sich der Schneefall und damit sank die Wahrscheinlichkeit für Polarlichter auf 0 %. Als wir uns wieder gegen Süden aufmachen wollten erfuhren wir, dass neben dem starken Schneefall auch Glatteiswarnungen für die Autobahn hinzugekommen waren. Wir verlängerten also um einen weiteren Tag und machten es uns im Hotelzimmer mit unseren über 30 Büchern wie in den Tagen davor bequem, sahen Filme … oder mussten nur kurz in die Kälte, um den Hof zum nächsten Restaurant zu überqueren.
Vielleicht ging es gar nicht um die Erfahrung von Polarlichtern, vielleicht war es etwas ganz Anderes das jetzt zählte?

In den ersten 3 Monaten war ich alleine unterwegs gewesen, war oft in die Stille der Natur eingetaucht und auch beim Pilgern hatte ich immer sehr bewusst wählen können, ob ich in den Austausch mit anderen treten wollte oder lieber nicht.
Seit Beginn der Reise nach Schweden hatten Ullrich und ich die ganze Zeit miteinander verbracht, wir waren dabei in sehr tiefe und sehr persönliche Gespräche eingetaucht, hatten dabei Themen aufgegriffen, über die keiner von uns in dieser Form mit einem anderen Menschen zuvor gesprochen hatte.

In Schweden lag das Geschwindigkeitslimit auf den Autobahnen meist zwischen 100-110 km /h; ich erinnere mich noch sehr genau als mich Ullrich das erste Mal darauf hinwies, dass ich plötzlich 137 km/h fuhr und mir wurde bewusst, wie sehr mich das, was ich mit ihm teilte, berührte. Aber es ging nicht nur mir so, auch Ullrich bekam Fragen von mir, die ihn das Tempolimit um 30 Stundenkilometer überschreiten ließen.

Im Rückblick staune ich über die Offenheit und die Ehrlichkeit mit der wir uns den Fragen gestellt haben. Fragen bzw. Antworten, die sich manchmal wie ein Puzzle zu einem großen Ganzen fügten, oder einfach nur durch das Gehört werden unerwartete Heilungsprozesse auslösten.
Obwohl ich am Ende meiner Reise nicht das farbenfrohe Spiel der Polarlichter gesehen habe, fühle ich mich sehr beschenkt durch die vielen wunderbaren Erfahrungen, Begegnungen, die Schönheit der Natur und vor allem, das tiefe Vertrauen, dass alles was passiert, genau richtig ist.  Dafür bin ich sehr dankbar … und auch für die vielen ermutigenden Nachrichten, die ich während des Blogschreibens erhalten habe.

Auf diesem Weg herzlichen Dank fürs Mit-mir-sein!

Admin - 23:22:04 | Kommentar hinzufügen

Am 26.09.22 geht es los...

Gästebuch

Michael Fetzer
12.10.2022 18:15:22
Ups, da machst du ja 'Erfahrungen' im Sauseschritt!
Zum Glück scheinst du koerperlich noch so fit, deine Reise fortsetzen zu koennen. Und vermutlich bist du in dir schon an Punkte gelangt, wo du bisher gar nicht wusstest, dass es sie gibt...
Und ein (oder mehrere) aussergewoehnlicher Schutzengel scheint dich zu begleiten. Gut zu wissen.
Weiterhin gutes Gelingen und auf einen Austausch, der wahrscheinlich Tage dauert :-)
Michael Fetzer
02.10.2022 14:44:04
Hallo liebe Sandra, wahrscheinlich eignet sich Norwegen wie kaum ein anderes Land, im Durchwandern zu sehen - gehen zu lassen - sich erinnern - loszulassen...
Sehen, erspüren, hinein- und hinausgehen. Der Prozess von Lebendigkeit ein- und ausatmen. Sich einlassen, im Tun die Wirkung erfahren und zu neuen Horizonten aufbrechen.
Eigentlich alles ganz einfach :-)

Schön, dass du dir Zeit und Raum nimmst, wieder tiefer einzutauchen: in dich, deine Fragen, deine Schritte, deine Wünsche, deine Perspektiven.
Egal was kommt, es wird gut!
Stärkende Grüße, Michael