Sandra Euringer
Coaching & Training - Kreativtherapie - Yoga Nidra - Self Care - hub2hub

2022-12-16

Vertrauen wiedergefunden: Liebe, Licht und Dankbarkeit.

8.12.-16.12.22
Am 8.12.22 verließ ich die Bio-Farm mit einer starken Erkältung und fuhr morgens direkt zum Strand, um zu frühstücken. Die Sonne schien und es fühlte sich mehr nach Sommer als nach Winter an, wäre da nicht diese Erkältung gewesen.
Ich saß noch nicht einmal im Café auf meinem Stuhl, da kam Dom auf mich zu und sprach mich auf meine Jakobsmuschel an, die noch immer an meinem Rucksack hing. Er war selbst erst vor 3 Wochen aus Santiago de Compostela als Fahrradpilger zurückgekommen. Und sofort war es, als wären wir nicht in einem kleinen Strandcafé in Portugal sondern irgendwo auf dem Jakobsweg. Die Verbindung war sofort da. Er stellte mich Big Joe vor, der ursprünglich mal aus Deutschland kam, aber nach der Schule nach Nordamerika ausgewandert war. Wir hatten ein nettes Gespräch, aber ich ging davon aus, keinen wiederzusehen. Für diesen und den kommenden Tag waren noch einige Zoom Termine geplant und dafür hatte ich auch ein Hotel in Sintra gebucht. Davor wollte ich einfach noch 2 Stunden die Sonne genießen und entscheiden, wohin es als nächstes gehen sollte.
Als ich nach 2 Stunden auf dem Weg zum Auto wieder am Café vorbeikam, traf ich erneut auf Big Joe. Ich erzählte ihm, dass ich in Sintra erfolglos nach Apartments geschaut hatte, um eventuell 1-2 Wochen länger zu bleiben. Er meinte nur, dass ich falsch gesucht hätte und rief direkt bei Dom an, von dem ich ein Apartment für einen ganzen Monat mieten konnte und dann gab es da noch die WG bei einer Niederländerin, die auch einen Hund hatte. Und plötzlich hatte ich mehrere neue Optionen …völlig unerwartet. Ich vereinbarte mit der Niederländerin für den nächsten Tag einen Treffpunkt, damit wir und unsere Hunde uns kennenlernen könnten. Wie aus dem Nichts waren plötzlich neue Möglichkeiten aufgetaucht. Ob sich daraus etwas entwickeln würde oder nicht, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht und es spielte auch keine Rolle; das Gefühl der Leichtigkeit aus dem heraus die Möglichkeiten entstanden waren, das war wichtig!
Am nächsten Morgen traf ich Pamela mit ihrem Hund am Strand aber nach der Besichtigung ihrer unbeheizten Wohnung war für mich klar, dass ich erstmal ein kleines Apartment zum Auskurieren meiner Erkältung suchen musste. Ein ganzer Monat in Doms Apartment war mir auch zu viel und so beschloss ich, doch weiter nach Süden zu fahren und auf mein Bauchgefühl zu vertrauen.
Nach einigen Stunden Fahrt war ich allerdings am Limit. Ich bekam kaum noch Luft und brauchte dringend eine Übernachtungsmöglichkeit für Tara und mich. Ich malte mir tatsächlich ein Horrorszenario aus, in dem ich aufgrund meiner Erkältung und der Corona-Vorschriften abgewiesen werden würde. Zum Glück war dem nicht so! Wir fanden eine sehr schöne weihnachtlich geschmückte Unterkunft mitten auf dem Land, weit ab von irgendeiner größeren Stadt. Im Wohnzimmer saß bereits eine andere Deutsche vor dem Kamin und meinte, dass sie gleich eine ganze Woche gebucht hätte, einfach weil man hier nichts machen könnte und es genau das wäre, was sie jetzt zum Ausspannen bräuchte. Gut, das war auch Ansatz. Wie sich später herausstellte, hatte sie sich im Zuge der Corona-Entwicklungen sogar in Deutschland abgemeldet, um für sich zu klären, ob sie unter den derzeitigen Bedingungen nochmal zurückwollte. Das war für mich zum Glück keine Frage mehr. Früher vor 10-20 Jahren schon, aber jetzt fühlte sich Deutschland, trotz der Herausforderungen, nach Heimat und Zuhause an.
Meine Nase war mittlerweile völlig blockiert; ich meditierte und bat um Unterstützung in meinem Heilungsprozess. Nach der Geburt meines ältesten Sohnes vor 22 Jahren hatte ich ein Jahr lang starke Entzündungen im Körper bekommen, während dieser Zeit hatte ich auch nicht mehr durch die Nase atmen können, da sie wie meine Nebenhöhlen völlig blockiert war. Als Folge hatte ich u.a. 24 h/Tag ununterbrochene Kopfschmerzen. Dazu waren Zahnentzündungen gekommen etc.. Ich hatte mehrere Spezialisten aufgesucht, wobei mir keiner wirklich erklären konnte, warum mein Körper plötzlich so reagierte und was ich dagegen tun könnte. Vor der Geburt war ich sehr sportlich und gesund gewesen. Ein HNO Spezialist meinte, dass ich ohne lebenslange Medikamente wohl nie mehr durch meine Nase frei atmen würde. Zum Glück war das mittlerweile Vergangenheit. Ich hatte damals viel versucht und unter anderem auch eine Metallkrone, die ich während meines Japanaufenthaltes erhalten hatte, entfernen lassen. 3 Wochen danach hatte der Zustand sehr langsam angefangen, sich zu verbessern.
Aber die Erinnerung war da. Als ich abends in meinem Bett lag, bat ich zum ersten Mal Swami Vishnu-Devananda um Hilfe. Oder besser gesagt, den Heilaspekt, den ich mit ihm mittlerweile nach dem regelmäßigen Durcharbeiten der 196 Yoga Sutren verband. Ich halte nicht viel von Personenkult aber für mich verkörpert jeder Mensch einen Aspekt, einen Teil des Lebens als Ganzes, und während der letzten Monate hatte ich eine tiefe Verbindung zu ihm gespürt. Ich schlief im Gedanken an diesen Heilaspekt ein und wachte auch am nächsten Tag in Gedanken daran auf. Obwohl die Erkältung hartnäckig blieb, war meine Nase frei.
Während des Frühstücks spürte ich, dass die Füllung meines Backenzahns herausgebrochen war. Ich sah und fühlte das tiefe Loch. Es war Samstag und wie sich herausstellte, war die nächste Klinik 90 km entfernt. Als ich mit der Rezeption telefonierte, machte mir die Mitarbeiterin den Vorschlag innerhalb der nächsten Stunde vorbeizukommen, sonst wäre die Ärztin weg. Packen konnte ich vergessen, das hätte zu lange gedauert. Ich verlängerte schnell um eine Nacht die Unterkunft, packte Tara ins Auto und fuhr auf den Landstraßen so schnell ich konnte nach Loulé an die Küste. Als die Zahnärztin meinen Zahn sah fing sie direkt an über Wurzelkanalbehandlung und Krone zu sprechen. Ich erklärte ihr, dass ich keine Narkose vertrug und dass ich in der Vergangenheit auch Wurzelbehandlungen über entsprechende Konzentrationsübungen / Yoga Nidra ohne Narkose gut überstanden hatte. Anders als die meisten Zahnärzte, denen ich bisher begegnet war, fand sie das gut und versprach mir, sehr vorsichtig zu sein und wir vereinbarten Handzeichen für den Fall, dass ich eine Unterbrechung bräuchte.
Während Zahnbehandlungen gibt es eine sehr einfache Methode, um auch ohne Narkose entspannt durch den Prozess gehen zu können. Wichtig dabei ist, die Methode nicht erst auf dem Behandlungsstuhl anzuwenden, sondern einfach davor öfter auszuprobieren, um die Erfahrung zu kennen und auch um den eigenen Fähigkeiten vertrauen zu können. Auch wenn wir glauben, dass wir mehrere Dinge gleichzeitig spüren können, stimmt das nicht. Es ist einfach eine sehr schnelle Abfolge von Gedanken oder Wahrnehmungen, die eine Gleichzeitigkeit vorspielen. Tatsächlich können wir immer nur eine Sache wahrnehmen und wenn die Konzentration darauf konstant gehalten wird, ist der Rest nicht spürbar. Dr. Norman Doidge hat das auch gut in seinen Büchern über Heilerfolge dargelegt, im Yoga ist es seit langem bekannt. Eine Möglichkeit ist, die Atmung auf eine Körperregion, z.B. den Bauch, zu richten und dabei rückwärts von 104 zu zählen: Einatmung 104 Bauchnabel hebt sich, Ausatmung 104 Nabel senkt sich, Einatmung 103 Bauchnabel hebt sich, Ausatmung 103 Bauchnabel senkt sich usw. und dann bei Bedarf oder beim Verzählen einfach wieder von vorne beginnen.
Während ich mich bewusst atmend auf meinen großen rechten Zeh konzentrierte und rückwärts zählte, summte die Zahnärztin plötzlich und wie es mir schien, völlig versunken in ihre Arbeit, ein Lied an. So etwas hatte ich bisher noch nie erlebt und merkte wie ich dabei tiefer in die Entspannung sinken konnte.
Trotz der Größe des Loches kam ich nochmal an einer Wurzelbehandlung vorbei aber sie meinte wir müssten abwarten, wie sich der Zahn in den nächsten Tagen verhalten würde.
Nach der Behandlung ging ich mit Tara am nächsten Strand spazieren. Ich fühlte mich, als würde ich langsam aus einem (Alb-)Traum aufwachen. Der Druck, rechtzeitig anzukommen und die Befürchtung, dass der Zahn nicht mehr gerettet werden könnte fielen langsam von mir ab. Ich setzte mich in die Sonne und beschloss mir für die nächsten Tage eine Auszeit zu nehmen, um wieder gesund zu werden. Im Internet fand eine kleine Steinhütte in den Bergen 400 km entfernt von mir und buchte für den nächsten Tag. Da es Samstag war, deckte ich mich noch für eine Woche mit Proviant und Hundefutter ein und fuhr dann wieder zurück zu meiner Unterkunft.
Ich hatte keine Ahnung von Genalguacil, dem 400 Seelen Dorf, in dem meine kleine Hütte mit Traumausblick liegen sollte. Das Bild mit dem Ausblick war genug gewesen und ich hatte ein inneres „Jaaaa“ gespürt und spontan gebucht. Immerhin lag es in etwa in der Richtung in die ich wollte, Malaga.
Die Fahrt erinnerte mich sehr an die Picos de Europa, eine der schönsten Regionen, die ich bisher gesehen hatte. Immer wieder schien die Sonne durch die Wolkendecke und lies die Hügel- und später Berglandschaften in Farb- und Schattenspiele eintauchen.
Genalguacil ist eines dieser kleinen weißen Bergdörfer, die von saftigen Grün umgeben sind und dazu auch ein Künstlerdorf. Seit Anfang der 90er findet alle 2 Jahre im Sommer eine Künstlerwerkstatt in dem kleinen Dorf statt, wobei jeder Künstler ein Werk hinterlässt und somit das Dorf mittlerweile zu einem Freilichtmuseum geworden ist.
Jetzt war es wie ausgestorben, aber der Blick von der Terrasse des kleinen Häuschens war immer noch wunderschön. Passend zu meiner Erkältung stimmte dieses Mal die Wettervorhersage und es regnete in Strömen. Aber auch das war in Ordnung. Ich war hier, um gesund zu werden, zu meditieren, zu lesen … und zwischendurch bei Regenpausen schaute ich mir die im Dorf verteilten Skulpturen an.
Ich spürte sehr viel Dankbarkeit dafür, einfach hier sein zum können. Am 13.12. hatte mir ein lieber Freund, wie an den anderen Tagen davor auch, ein Adventskalendertürchen geschickt. An diesem Tag gab es „Geschichten in 6 Wörtern“, die Menschen miteinander geteilt hatten. Darunter waren Geschichten wie: „Mehr gesucht. Meer gefunden. Mehr gelebt“, Sie liebt. Er liebt. Eine andere.“, „Ist sie gesund? Ja und wunderschön!“ und „Warten. Lachend geht die Tür auf“. Mir gefiel die Idee und wie einfach es war, mit nur 6 Wörtern in Resonanz gehen zu können. - Auch mir vielen gleich mehrere Geschichten ein. Eine davon war „Vertrauen wiedergefunden: Liebe, Licht und Dankbarkeit.“

Admin - 18:31:06 | Kommentar hinzufügen

Am 26.09.22 geht es los...

Gästebuch

Michael Fetzer
12.10.2022 18:15:22
Ups, da machst du ja 'Erfahrungen' im Sauseschritt!
Zum Glück scheinst du koerperlich noch so fit, deine Reise fortsetzen zu koennen. Und vermutlich bist du in dir schon an Punkte gelangt, wo du bisher gar nicht wusstest, dass es sie gibt...
Und ein (oder mehrere) aussergewoehnlicher Schutzengel scheint dich zu begleiten. Gut zu wissen.
Weiterhin gutes Gelingen und auf einen Austausch, der wahrscheinlich Tage dauert :-)
Michael Fetzer
02.10.2022 14:44:04
Hallo liebe Sandra, wahrscheinlich eignet sich Norwegen wie kaum ein anderes Land, im Durchwandern zu sehen - gehen zu lassen - sich erinnern - loszulassen...
Sehen, erspüren, hinein- und hinausgehen. Der Prozess von Lebendigkeit ein- und ausatmen. Sich einlassen, im Tun die Wirkung erfahren und zu neuen Horizonten aufbrechen.
Eigentlich alles ganz einfach :-)

Schön, dass du dir Zeit und Raum nimmst, wieder tiefer einzutauchen: in dich, deine Fragen, deine Schritte, deine Wünsche, deine Perspektiven.
Egal was kommt, es wird gut!
Stärkende Grüße, Michael